Volkssagen aus Stadt und Kreis Bütow in Pommern.  Gesammelt von Walter Keller. Bütow 1920.
Nachdruck: Unvergessene Heimat, Nr.6. Frankenberg 1969. - Sagen aus der Stadt - Nr.32 S.17  


Die wilde Jagd im Stadtwald

Der wilde Jäger ist der Geist eines verstorbenen Försters, der bei Lebzeiten ein großes Verbrechen begangen hat. Seine Hunde sind die Seelen der Kinder, die vor der Taufe gestorben sind. Um Mitternacht zieht die wilde Jagd mit großem Geschrei durch die Lüfte. Sie kann dem Volksglauben nach aber nicht über die Stümpfe der Bäume kommen, bei deren Fällen die Arbeiter ein "Helf Gott!" gesprochen haben. Einst ging ein armer Arbeiter abends in den Stadtwald, um Holz zu holen. Dabei verspätete er sich. Um Mitternacht hörte er plötzlich ein gewaltiges Sausen und Hundegebell um und über sich, konnte aber nichts sehen. Da trat ein großer, hagerer schwarzer Mann zu ihm und sprach: Ich bin der wilde Jäger und verfolge ein Wild. Ich könnte es jetzt erreichen, wenn ich über diese Baumstümpfe hinwegkäme. Du kannst mir dabei helfen. Der Mann wollte gerne helfen. Darauf unterwies ihn der wilde Jäger, wie er durch eine Handbewegung den Bann lösen könne. Kaum hatte der Arbeiter das Zeichen gemacht, so sauste die wilde Jagd davon. Der Jäger aber sah sich noch einmal um und bat den Arbeiter um seinen Brotbeutel, sein Schade sollte es nicht sein. Er gab ihn auch ab. Da der Arbeiter jetzt sehr müde war, ging er heim. Am nächsten Morgen fand er vor seiner Haustür den Brotbeutel. Als er ihn öffnete, war er voll blanken Goldes. Der Arbeiter war fortan ein reicher Mann.

(Jahn, auch mündlich)


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