Knaben probieren das Köpfen
In Damsdorf hüteten vor vielen Jahren mehrere Knaben das Vieh auf dem Felde. An einem Sonntagmorgen früh überfiel den Bauer Bruhnke plötzlich eine unerklärliche Angst, und er eilte auf das Feld, um zu sehen, was die Hirten machten. Kaum war er aus dem Dorfe heraus, da begegnete ihm ein kleines Männchen, das erkundigte sich, wohin er wolle. Bruhnke sagte es ihm, aber das Männchen erwiderte, es sei eben an den Knaben vorbeigegangen, die sich die Zeit durch Spielen vertrieben. Bruhnke beruhigte sich. Als er sich aber von dem Männchen trennte, bemerkte er, daß dies einen Hühnerfuß hatte, So schnell als ihn seine Füße nur tragen wollten, eilte er nach dem Hüteplatz, doch zu spät; denn der Kopf des einen Hirten tanzte bereits am Boden. Die Knaben hatten nämlich versuchen wollen, wie das Köpfen ginge. Dazu hatten sie eine regelrechte Guillotine erbaut und als eigentliches Fallbeil ein altes Messer von einer Häcksellade oben am Gerüst befestigt. Alle hatten nun probiert, als man aber den letzten auf dem Bock befestigt hatte, kam ein dreibeiniger Hase dahergehumpelt. Diesem eilten die Knaben nach, Kamerad und Vieh vollständig vergessend. Der Gefesselte suchte sich seiner Bande zu entledigen. Durch das heftige Rütteln hatte sich aber das Messer gelöst, und der Unglückliche büßte den Scherz mit dem Tode.
(Knoop)
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