Volkssagen aus Stadt und Kreis Bütow in Pommern.  Gesammelt von Walter Keller. Bütow 1920.
Nachdruck: Unvergessene Heimat, Nr.6. Frankenberg 1969. - Sagen aus dem Kreise - Nr.45 S.24  


Der betrogene Geizhals

Es hat früher Geizhälse genug gegeben, die nicht nur auf ihrem gefüllten Geldsack lagen, sondern die ihn sogar vor ihrem Tode statt zu vergraben, dem Teufel selbst zur Aufbewahrung gaben, damit er nicht den lachenden Erben in die Hände fiel. - Einst lag ein reicher Geizhals in Damerkow auf dem Sterbebette. Unter seinem Kopfkissen ruhte in Beuteln und Strümpfen das ersparte Gold. Seinen Neffen wollte er seinen Schatz nicht hinterlassen, deshalb richtete er sich mit Aufbietung seiner letzten Kräfte im Bettle empor, zog seine Schätze unter dem Kissen hervor, schleppte sich mühsam zum Kamin und verscharrte dort das Geld mit den Worten: "Da liege, bis dich meine Hände herauskratzen!" Dann legte er sich nieder und starb. Einer der Neffen aber hatte sich im Sterbezimmer des Alten verborgen gehalten und von seinem Verstecke aus alles beobachtet. Kaum war der alte Geizhals tot, da kroch auch der Jüngling aus dem Winkel hervor und ging zum Kamin, um sich in den Besitz des Geldes zu setzen. Aber soviel er auch in der Asche suchte, von dem Gelde war nichts zu finden. Da fielen ihm endlich die Worte des Alten ein. Schnell entschlossen trug er die Leiche nach dem Kamin, fing mit deren Händen in der Asche an zu scharren, und siehe da, der Schatz lag ganz oben. Er behielt nun das Geld für sich und war ein reicher Mann, solange er lebte.

(Knoop)


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