Volkssagen aus Stadt und Kreis Bütow in Pommern.  Gesammelt von Walter Keller. Bütow 1920.
Nachdruck: Unvergessene Heimat, Nr.6. Frankenberg 1969. - Sagen aus dem Kreise - Nr.70 S.35  


Der Alf treckt

Manche Bauern halten sich einen Teufel, welcher für sie von den Nachbarn Erbsen, Korn, Butter usw. stiehlt. Er fliegt dann mit seiner Last wie ein feuriger Strahl durch die Luft; man sagt: "Dei Alf treckt! Wird der Alf in seinem Fluge angerufen, so kann ihm ein Teil seines Raubes wieder abgenommen werden, nur muß man dabei unter einem Dach stehen.

Ein Mann in Trzebiatkow sah einmal den Alf durch die Luft ziehen, trat schnell in ein Haus und rief ihm zu: "Half Part! " Da warf ihm der Teufel mehrere Scheffel Erbsen und Roggen herab. Nun fragte er weiter, wer denn sein Herr wäre; doch hierauf wollte der Alf nicht antworten. Da entblößte der Mann, mit Respekt zu vermelden, sein Hinterteil, zeigte es dem Teufel und wiederholte die Frage. Als Antwort darauf brannten plötzlich die Dachsparren eines Bauerhauses hell auf. Eilig liefen Leute zum Löschen herbei, doch der Teufel rief ihnen zu, sie möchten nur nach Hause gehen. Als die Sparren heruntergebrannt waren, erlosch die Flamme von selbst. Nun wußte man, daß der Besitzer dieses Hauses mit dem Teufel in Verbindung stände. Erbsen und Roggen aber, was dem Alf auf seiner Luftfahrt abgenommen war, haben selbst die Schweine nicht fressen mögen.

Ein anderer Mann rief den Alf an, ohne vorher unter ein Dach zu treten. Dabei warf er ihn derart mit Läusen, daß er ein volles Jahr hin durch das Ungeziefer nicht los werden konnte.

(Jahn)


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