Volkssagen aus Stadt und Kreis Bütow in Pommern.  Gesammelt von Walter Keller. Bütow 1920.
Nachdruck: Unvergessene Heimat, Nr.6. Frankenberg 1969. - Sagen aus dem Kreise - Nr.99 S.48  


Die wilde Jagd in der Wolfsherberge

Fernab von der Landstraße, dort wo die Feldmarken an Treblin, Poberow und Viartlum (Kreis Rummelsburg) zusammenstoßen, liegt ein mit alten Kiefern und niedrigem Gebüsch bestandener Talkessel, der die Wolfsherberge genannt wird. Nicht weit von dem Talkessel sind viele Steintrümmer, die Überreste eines früheren Teerofens. Sehr einsam ist es hier im Kiefernwalde, ja am Abend und in der Nacht, wenn die Kiefern rauschen und die Eulen schreien, beschleicht den einsamen Wanderer ein unheimliches Gefühl.

Von hier aus hält der Jäger zu gewissen Zeiten im Jahre seine Jagden ab. Unter Kreischen, Klappern, Klirren und Lärmen jagt er mit seinem Gefolge dahin. Jagdhorn und Hetzpeitsche hat er in den Händen, sein Gesicht ist sehr oft nach dem Nacken gedreht, Rüden und Nachtvögel folgen ihm. Die Wolfsherberge ist der Sammelplatz. Von hier geht es über Poberow nach Bütow und nach Beendigung der Jagd findet ein Mahl statt, bei dem hübsche junge Mädchen bedienen, und darauf folgt ein Tanz, bei dem sich alles in wildem Wirbel herumdreht. Mit dein ersten Hahnenschrei ist alles wieder vorbei, und dann liegt die Wolfsherberge so einsam und öde wie vorher.

(Haas: Pom. Sagen)


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